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Bootsbau in MV: Ein Handwerk als Hoffnung für Traditionsschiffe

„Der Bootsbau ist seit Jahrhunderten ein klassisches und traditionelles Handwerk und ist immer noch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor in Mecklenburg-Vorpommern“, sagt der Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern, Jens-Uwe Hopf. Er lässt keinen Zweifel an der Zukunftsfähigkeit der Branche aufkommen. Denn im Bereich des Bootsbaus sind viele Gewerke angesprochen: Zimmermann, Tischler*in, Schiffselektronik, Seiler*in, Segelmacher*in, Maschinenbau oder auch Metallverarbeitung. „Der Bootsbau zeigt ein rundes und umfassendes Berufsbild – man braucht ganz viele Fertigkeiten.“

 

Immaterielles Kulturerbe

 

Erst im März dieses Jahres hatte die UNESCO ein deutliches Zeichen für diese Zukunftsfähigkeit abgegeben. Sie erklärte gemeinsam mit der Kultusministerkonferenz das Sail-Training, also die Arbeit von Jugendlichen auf den Traditionsschiffen, zum immateriellen Kulturerbe. Das Sail-Training umfasst neben dem Segeln selbst auch die Gesamtheit der handwerklichen Tätigkeiten, die nötig ist, die Schiffe zu erhalten.

 

„Diese Auszeichnung ist ein Edelstein für die gesamte Traditionsschifffahrt“, sagt Jan-Matthias Westermann, Vorsitzender der Europäischen Stiftung „European Maritime Heritage“ (EMH) und gleichzeitig Vorsitzender des Dachverbands der deutschen Traditionsschiffe. „Wir wollen junge Menschen für die Traditionsschiffe begeistern.“

 

Zulauf für die Bootsbauer*innen

 

Das Bootsbauer*innen-Handwerk hatte schon in den vergangenen Jahren ordentlich Zulauf bekommen. Aktuell werden in Mecklenburg-Vorpommern etwa 60 junge Leute zu Bootsbauer*innen ausgebildet – dazu kommen junge Erwachsene sogar aus Süddeutschland in den Nordosten. Es gibt allerdings noch den Wermutstropfen, dass die Berufsschule für sie in Lübeck beheimatet ist.

 

Doch auch von einem mehr als positiven Aspekt kann Hopf berichten: „Erstmals bietet die Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern in Rostock einen Meister-Lehrgang an.“ Der positive Trend lässt sich auch an der Zahl der Betriebe in der Bootsbauer-Branche ablesen. Im Jahr 2000 wurden im Kammerbezirk noch 33 Unternehmen gezählt, in diesem Jahr sind es 60. „Es sind meist kleine oder mittlere Unternehmen, sehr viele davon sind in der mecklenburgischen Seenplatte angesiedelt.“

 

Geschlossenheit in MV

 

Einer dieser Bootsbauer-Betriebe gehört Ursula Latus auf der Insel Usedom. Nach mehreren Jahren Tätigkeit bei dem auf Schiffsbau spezialisierten Ingenieurbüro von Detlev Löll hat sie sich 2006 in Peenemünde selbstständig gemacht. „Bei mir können Touristen lernen, ein eigenes Boot zu bauen, meist Kanus oder Boote der Optimisten-Klasse“, sagt Latus. Aus dem Bereich der Traditionsschifffahrt kämen Eignervereine mit Aufträgen zum Bau von Masten oder Takelage auf sie zu. Ihre Boots-Workshop GmbH verfügt über ein 300 Quadratmeter großes Werkstattgebäude und eine 4000 Quadratmeter große Freifläche.

 

Für Hopf treffen bei der Kombination von Handwerk und Traditionsschifffahrt viele positive Eigenschaften aufeinander. „Die Schiffe sind Teil unseres Kulturerbes und die Betriebe haben ein großes Eigeninteresse, die Kulturtechniken zu erhalten und weiter zu vermitteln.“ Es gebe gleichzeitig ein großes Interesse von Jugendlichen an sinnstiftenden Tätigkeiten, von daher rühre auch die Zunahme der Auszubildenden. „So hat sich in Mecklenburg-Vorpommern eine Bootsbauer-Community zusammengefunden, die Geschlossenheit und einen größeren Kooperationswillen als je zuvor zeigt. Da entwickelt sich etwas sehr Positives.“

 

Kameradschaft, Toleranz und Einsatz

 

In ihrer Erklärung zum immateriellen Kulturerbe unterstützten die UNESCO und die Kultusministerkonferenz diesen Trend und das Engagement für die Jugendlichen. Das traditionelle Segeln auf den Traditionsschiffen fördere Kameradschaft, Toleranz und Einsatzbereitschaft. „Zudem lehrt und fördert das Leben an Bord Teamwork, Selbsteinschätzung, Selbstdisziplin und soziales Verhalten“, hieß es in der Begründung. In Europa gibt es laut Westermann noch rund 5000 Traditionsschiffe, in Deutschland etwa 100.

 

 

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